Lesejahr C – 1. Fastensonntag – Lk 4,1-13
Versuchung im Zwielicht
Das heutige Evangelium erzählt von der Versuchung Jesu in der Wüste, in der er vierzig Tage und vierzig Nächte lang gefastet hatte.
Romano Guardini macht uns auf einen oft etwas vernachlässigten Aspekt aufmerksam, wenn er die Frage des Versuchers „Wenn Du der Sohn Gottes bist ….“ in Beziehung zu der Versuchung an Adam im Anfang der Schöpfungsgeschichte setzt, wo es heißt: „Ob Gott wirklich geboten hat, von all den Bäumen im Garten dürft Ihr nicht essen?“ Es ist nicht die direkte Aufforderung, von Gottes Gebot abzuweichen. Es ist mehr so etwas hinten herum, ob nicht eigentlich sowieso auch Gott die Dinge nicht so eng sähe, wenn er genau jetzt diese Situation kennen würde? Ob nicht vielleicht mit gutem Willen auch in dieser Position noch etwas Gutes gesehen werden kann? Schließlich, was ist schon dabei, wenn man wirklich Gottes Sohn ist und was soll uns schon passieren, wenn wir doch auch Gottes Kinder ….
Ist das nicht auch für uns eine alltägliche Erfahrung, dass uns weniger die direkte Aufforderung zur Sünde begegnet, als mehr die ummantelte Einladung, so ein wenig …. Jedermann würde rechtschaffener Weise die Einladung zum Betrug zurückweisen, aber ob bei einem kleinen Autounfall nicht die andere Stoßstange mit der Delle mitgemacht werden könnte?
Ob denn nicht die Berücksichtigung einiger Ausgaben als berufsbedingt beim Finanzamt ebenso wenig gemeint sein kann, wenn man daran denkt, dass man nicht lügen soll, wie die paar Stunden, die die Putzfrau doch gar nicht richtig versteuern kann, da wär ja nichts mehr verdient?
Diese Rechtfertigungen sind es oft mehr, als die klare Entscheidung gegen das auch von uns als das Gute erkannte, die uns in der Summe den Weg verlieren lassen, auf dem der Gerechte wandelt. Und es ist daher nichts weniger als notwendig, wenn der Priester nach dem Vater Unser betet, der Herr möge uns bewahren auch und gerade vor der Verwirrung.
Lassen wir uns nicht verwirren, der Böse geht oft nicht umher wie der brüllende Löwe in der Wüste, sondern mehr wie die kluge Schlange, die auf jeden unserer Einwände noch ein neues Argument aufbringen kann. Dein Ja sei ein Ja, Dein Nein ein Nein, alles andere ist von Übel.
Ich wünsche Ihnen eine frohe Woche und dass Ihnen nur solche Versuchungen begegnen mögen, die Sie leichten Herzens bestehen können.
Ihre Katharina Nowak
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